Dominante Landkirche Übersicht "Die Pfarrei stellt sich vor"Die Renovierung
der Pfarrkirche

Bisherige Annahmen grundlegend korrigiert!

Würdigung von Oberkonservator Dr. Harald Gieß,
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München
Sehr geehrter Herr Pfarrer Bock!
 
Dominante LandkircheIm Zusammenhang mit verschiedenen Förderanträgen hat die kath. Kirchenstiftung Schierling um eine fachliche Würdigung der derzeit laufenden Instandsetzungsmaßnahmen an der Schierlinger Pfarrkirche gebeten. Hierzu können wir Ihnen folgendes mitteilen:
 
Schierling geht in seinen Ursprüngen auf das Mittelalter zurück. Eine erste Nennung ist für das 10. Jahrhundert belegt. Ein Adelssitz, wohl schon damals an der Stelle des heutigen Schlosses gelegen, kann ab dem 11. Jahrhundert angenommen werden.
 
Für das Jahr 1418 oder 1428 ist die Errichtung einer Pfarrkirche anstelle einer früheren Burgkapelle überliefert. Eine weitgehende Umgestaltung jedoch erfuhr die Pfarrkirche in den Jahren 1720/26. Ging man bisher in der Literatur von einem Neubau der Kirche in diesen Jahren aus, wobei lediglich der Unterbau des Turmes vom Vorgängerbau übernommen worden sein soll, so kann aufgrund der Erkenntnisse im Zusammenhang mit der derzeit laufenden Instandsetzung diese Auffassung grundlegend korrigiert werden. Die Maßnahmen 1720/26 beschränkten sich demnach auf den Einbau des gewaltigen Tonnengewölbes und die barock aufgefaßte Gliederung sowohl des Kircheninneren als auch der Außenansicht, doch wurde der gotische Vorgängerbau in der Substanz der Umfassungswände miteinbezogen. Im Dachbereich sind auch noch einige Restbalken des früheren Dachtragwerks im Ansatz erhalten.
 
Möglicherweise hat gerade der Umstand des teilweisen Erhalts der gotischen Vorgängerkirche in Verbindung mit dem Tonnengewölbe rasch zu erheblichen statischen Problemen geführt. Barocke Hilfskonstruktionen zur Stützung der Gewölbeschale jedenfalls belegen, daß schon früh Probleme auftraten, welche letztlich erst jetzt im Rahmen der Instandsetzung dauerhaft gelöst werden konnten.
 
Die Bedeutung der Schierlinger Pfarrkirche als einer der größten und dominantesten Landkirchen südlich Regensburgs stützt sich nicht nur auf die architektonisch hervorragende Innenraumgestaltung, welche durch die Anwesenheit der Jesuiten in Schierling ab ca. 1680 nachhaltig beeinflußt wurde, sondern aufgrund der neueren Erkenntnisse kommt auch der Baugeschichte sowie den technischen Details der barocken Wölbung und ihres frühen Schadens eine erhebliche Bedeutung zu, welche Einblicke in das Bauschaffen des Barock im Hinblick auf den Umgang mit Bauschäden vermittelt, die in dieser Form selten sind. In diesem Zusammenhang ist es aus denkmalpflegerischer Sicht von besonderer Bedeutung, daß im Rahmen der derzeitigen Maßnahmen nicht nur das Gewölbe dauerhaft instandgesetzt werden konnte, sondern auch, daß dabei ein Teil der barocken Hilfskonstruktionen erhalten werden konnte.
 
Unter den dem bauhistorisch-technischen Gesichtspunkt kommt der Schierlinger Pfarrkirche eine herausragende und weit über die Region hinausreichende Bedeutung zu, die zusammen mit der guten künstlerischen Qualität der Raumschale den besonderen Denkmalwert ergibt.
Übersicht "Die Pfarrei stellt sich vor"Die Renovierung der Pfarrkirche
 
Letzte Änderung: 30.09.2000